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WUNSCHMASCHINE WELTERFINDUNG

Eine Faszinationsgeschichte des Technischen seit dem 18. Jahrhundert

Die Ausstellung bietet einen einzigartigen kulturgeschichtlichen Überblick über die 'Geschichte der Zukunft'. Mit über 600, großteils noch nie in Österreich gezeigten Werken vom 18. bis ins 20. Jahrhundert wird jenen Kreationen nachgespürt, die visueller Ausdruck immerwährender Wünsche der Menschen sind. Nicht nur Erfinder, Ingenieure, Künstler, Architekten und Politiker entwerfen Bilder der Zukunft, sondern immer auch der tägliche Benutzer, der trendbewußte Konsument oder das technikfaszinierte Kind. Architekturmodelle, Filmausschnitte, Werke aus der bildenden Kunst, Alltagsdesign, Wissenschaft und Science Fiction decken verschiedenste Bereiche ab, für die gewünschte Maschinen und Wunschmaschinen entwickelt wurden.

Für die Ausstellung geht es darum, jene Werke vorzuführen, anhand derer wir verstehen, was uns umgibt, die uns Unbegreifliches denken lassen und dieses, längst bevor es technisch realisierbar wird, in die Welt setzen. Das Erfinden dieser Welt hält die Ausstellung fest als eine Wunschmaschine, die sich nicht selbst zerstört, sondern aufhebt.

In den offenen Räumen der Ausstellungsarchitektur von Zaha Hadid und Patrik Schumacher werden die verschiedenen Themenbereiche gegliedert und gleichzeitig miteinander verknüpft.

Mit einer Satellitenübertragung des "babylonischen Turms" von Pieter Brueghel steigt der Besucher in die Wunschmaschine der Ausstellung ein. Babel steht sowohl für den gescheiterten Anspruch einer universalen Verständigung wie auch für die Megamaschine, die die Welt mit einem Schlag enorm vergrößern soll.

Die Ordnungsprinzipien der Architektur als Medium des totalen Überblicks und des Heeresverbands als symbolische Ordnung entwerfen ein beklemmendes soziales Szenarium. Die ausgestellten Beispiele reichen vom Panoptikum Jeremy Benthams als Kontrollmaschine bis zu den architektonischen Ordnungen der Gefängnisse, Spitäler, Fabriken und Büros. Schlachtenordnungen und Exerzierreglements zeigen den Einzelnen und den Menschenverband ñ den Massenkörper des Heeres ñ als Maschine, als physische Ordnung.

Mit der Öffnung des Körpers im 18. Jahrhundert setzt sich ein Verständnis über die Funktionen des Körpers durch, das die menschliche Anatomie als Zusammenwirken verschiedenster Einzelmechanismen und ihrer jeweiligen Funktionen begreift. In den Androiden vervollständigen sie sich zu großen Automaten, die die Künste repräsentierten: Sie zeichnen, musizieren, schreiben oder spielen Schach.

Der ewige Wunsch, menschliches Leben künstlich zu reproduzieren, wird in der Ausstellung anhand zweier Maschinen des ausgehenden 18. Jahrhunderts gezeigt: die für Marie Antoinette 1785 angefertigte Tympanonspielerin von David Roentgen und Peter Kintzing, sowie Wolfgang von Kempelens Sprechmaschine, konstruiert zur Erforschung des Mechanismus des menschlichen Sprechens. Die Perspektive, den Körper in seinen einzelnen Teilen und ihren Funktionen zu sehen, wird in der Gläsernen Frau als Beispiel der 90er Jahre gezeigt: In ihr sind all jene Körperteile sichtbar, die durch die aktuellen medizinischen Möglichkeiten künstlich ersetzt werden können.

In der Konzeption des Cyborg (eines der frühesten Beispiele zu diesem Thema ist das um 1715 entwickelte Projekt des Chevalier de Beauve eines Taucheranzugs) geht es nicht nur darum, mit neuen Werkzeugen neue Lebensräume zu eröffnen. Der Mensch benötigt eine zweite Haut und Körperverlängerungen, um sich z.B. unter Wasser aufhalten zu können. Nur mit dem technisch verbesserten Körper können neue Lebensräume erschlossen werden; gleichzeitig wird aber auch in den technischen Hilfsmitteln die Begrenztheit menschlicher Existenz thematisiert.

Die alten Träume des Reisens in das Innere der Erde wie auch in den Kosmos werden durch den technisierten Körper möglich. Mit der Eroberung der gewünschten Welten wird zugleich die Phantasie neuerlich in Gang gesetzt und neue Räume angestrebt. So findet der uralte Traum des Menschen, die Erde zu verlassen, seine uns so vertrauten Bilder in Science Fiction-Illustrationen zu den Romanen Jules Vernes bis zu Pulp Magazinen der 30er und 50er Jahre, in den Darstellungen zu Ballonfahrten zum Mond, in skurrilen Flugzeugmodellen, in den poetischen Raketenversuchen Roman Signers wie auch in den paradoxen Objekten Panamarenkos.

Die aktuellen Vorstellungen um künstliches Leben, Reisen durch Zeit und Raum sowie virtuelle Welten werden in interaktiven Computer-Installationen und Echtzeit-Bildern des Internet sowohl innerhalb des Ausstellungsraums der Kunsthalle Wien, Karlsplatz selbst als auch in den dieser gegenüberliegenden Schaufenstern im ehemaligen Porr-Haus, Karlsplatz für die Besucher anschaulich und unmittelbar erlebbar gemacht.


Neben Werken unbekannter Erfinder sind u.a. folgende Künstlerinnen und Künstler vertreten:
V. Acconci, G. Balla, A. Böcklin, M. Broodthaers, R. Buckminster Fuller, J. Callot, J. Capek, H. Cartier-Bresson, Coop-Himmelblau, Le Corbusier, T. Crali, F. Depero, T. van Doesburg, A. Exter, B. Feuerstein, Y. Friedman, Future Systems, R. Gernreich, W. Hablik, P. Halley, Haus-Rucker-Co, H. Höch, H. Hollein, F. Kiesler, A. Kubin, M. Lassnig, C.-N. Ledoux, F. Léger, Lequeu, El Lissitzky, R. Magritte, Man Ray, A. Masson, G. Matta-Clark, G. Méliès, L. Moholy-Nagy, B. Munari, Panamarenko, E. Paolozzi, W. Pichler, A. Ramelli, R. Rauschenberg, F. Reuleaux, A. Robida, A. Sant ' Elia, O. Schlemmer, R. Seymour "Shortshanks", R. Signer, R. Smithson, K. Teige, Villiers de L'Isle-Adam.

Idee und Konzept: Brigitte Felderer, Herbert Lachmayer, Toni Stooss

Kuratorin: Brigitte Felderer

Information und Fotomaterial: Dietlinde Bügelmayer Tel.: +43-1-586 97 76-25, FAX: 586 97 76 20


Begleitprogramm zur Ausstellung

Montag, 3. Juni 1996, 19.00 Uhr
Französisches Kulturinstitut, Palais Clam-Gallas, Währingerstr.32, 1090 Wien, Tel 3196503, Fax 3107669

" Die Restaurierung eines barocken Automaten: 'La Joueuse de Tympanon' "

Jean-Marie Broussard (Direktor der Restaurierungsabteilung, Musée National des Techniques, Paris) erklärt das neuartige Verfahren der 'virtuellen Restaurierung' aufgrund dessen die Musikstücke rekonstruiert werden konnten, welche die Tympanonspielerin ursprünglich beherrschte.

Mittwoch: 5.6.1996
Führungen durch die Ausstellung 10.00 und 15.00 Uhr
17.30 Uhr: Performance des australischen Künstlers Stelarc

Donnerstag, 6.6. 1996
10.00, 15.00, 18.00 Uhr: Führungen durch die Ausstellung

Dialogführungen:

Sonntag, 9.6.1996, 16.00 Uhr
Lucas Gehrmann, Kulturpublizist
Hasso Gehrmann, Künstler, Designer, Kunsttheoretiker

Sonntag, 16.6.1996, 16.00 Uhr
Elke Krasny, Kulturhistorikerin
Christian Rapp, Kulturhistoriker

Sonntag, 23.6.1996, 16.00 Uhr
Brigitte Felderer, Kuratorin der Ausstellung
Arye Wachsmuth, Medienkünstler

Sonntag, 30.6.1996, 16.00 Uhr
Mathias Fuchs, Medienkünstler
Manfred Faßler, Kommunikations- und Medienwissenschafter

Sonntag, 7.7.1996, 16.00 Uhr
Franz Rottensteiner, Science-Fiction Herausgeber
Manuel Chemineau, Ko-Kurator der Ausstellung

Familiennachmittage:
Aktionen für Kinder ab 6 Jahren
Ermäßigter Eintritt für zwei Begleitpersonen
Donnerstag, 6.6., Samstag, 15.6. und Samstag, 29.6.1996 jeweils von 15.00-18.00 Uhr

Ferienspiel "Ich baue meine Wunschmaschine"
17.- 22.7.1996 von 15.00 - 18.00 Uhr - Für Kinder von 6-12 Jahren

SchülerInnenaktionen
Für Schulen gibt es speziell auf das Alter abgestimmte Aktionen ab 6 Jahren

Kinder und Jugendliche:
Workshop "Künstliche Intelligenz"
17.- 21.6.1996 von 8.30 bis 12.30 Uhr

In Zusammenarbeit mit dem ÖKS. In Miniworkshops lernen SchülerInnen das "Züchten" künstlicher Intelligenz am Computer: sie erfahren das Entstehen digitaler "intelligenter" Organismen und andererseits erlernen sie das programmiertechnische Prinzip künstlicher Intelligenz


Wissenschaftliche Veranstaltungsreihe
zum Rahmenthema:

"Vermittlungsprobleme von Technologiepolitik zwischen Kompetenz, Vision und Verantwortung"

Samstag, 15. Juni und Samstag, 29. Juni 1996 von 10.00 bis 18.00 Uhr

Anliegen der Veranstaltungsreihe ist es, Technologiepolitik einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um die notwendige Verflechtung unterschiedlicher Kompetenzen und Zuständigkeiten (Experten, Praktiker, Politiker, Theoretiker, Benutzer und Betroffene etc.) einem sachhaltigen und innovativen Diskurs zugänglich zu machen. Im Zentrum steht jeweils die Gesellschaft und der visionäre Aspekt von Technologiepolitik im Mittelpunkt, wie den einzelnen Themen zu entnehmen ist:

- Die Mobilitätsgesellschaft im virtuellen Planungsraum

- Gesellschaftliche Visionen in der Technologiepolitik

- Ecology-Design versus 'Wegwerfgesellschaft'

- Arbeit und Automatisierung in der Informationsgesellschaft

Wir danken für die Unterstützung den Bundesministerien für Wissenschaft, Forschung und Kunst / für öffentliche Wirtschaft und Verkehr / für wirtschaftliche Angelegenheiten, der Wirtschaftskammer Österreichs und dem Französischen Kulturinstitut


Allgemeine Führungen:
Donnerstag 18.00 Uhr, Freitag 16.00 Uhr, Samstag 15.00 Uhr, Sonntag 11.00 und 15.00 Uhr



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