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mehr apparate knacken



Sehr geehrte Redakteurin, sehr geehrter Redakteur,
Sehr geehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen

Betrifft: die geplante Präsentation des Kunst-Projekts >Die Elektronische
Galerie< (Montage einer Sichtstelle in der MAK-Säulenhalle und ein
Info-Abend im MAK-Medienraum) von der Medienaktivisten-Gruppe KUNSTLABOR am
22. 02. 96 im MAK, im Zusammenhang der Ausstellungsreihe >medien, apparate,
kunst< (gefördert von der Bundeskuratorin für Bildende Kunst Stella Rollig,
hundertjahrekino und MAK).

Aktueller Stand in Kurzform: Aufgrund des Vertragsbruchs, hinsichtlich Punkt
3) und Punkt 4) durch die Projektseite - vertreten durch Frau Birgit Flos,
künstl. Leiterin der Ausstellungsreihe >medien, apparate, kunst< und Frau
Verena Formanek, Kuratorin der MAK-Galerie -, muß KUNSTLABOR die geplante
Präsentation als geplatzt betrachten. (Untenstehend, nach der
Sachverhaltsdarstellung, finden Sie den Vetragstext.)

Unter dem Motto »mehr apparate knacken, ein MAKNoever von KUNSTLABOR« findet
am Don., den 22.02. ab 21.00 Uhr im Café URANIA, Radetzkystr. 24, 1030 Wien
ein Treffen statt, zu dem wir Sie herzlichst einladen.

Nicht gerubbelt und trotzdem gewonnen.
Die Sachverhaltsdarstellung von KUNSTLABOR.

Am 14.11. 95 (!) finden sich drei Personen (Max Kossatz, F.E. Rakuschan,
Franz Xaver) der Gruppe KUNSTLABOR zu einem Besprechungstermin im MAK ein,
um dort mit der Projektseite (Namen der Personen s.o.) über die Modalitäten
für das eingeladene (!) Projekt zu verhandeln.

Aus diversen Gründen, die ausführlich noch an anderer Stelle diskutiert
werden müssen, legen die genannten Personen von KUNSTLABOR - als quasi
präventive Maßnahme - einen fünf Punkte umfassenden Vertragstext vor, der
nach einigem Hin und Her (»Wer das Geld hat, hat das Sagen.« V. F.) durch
Unterzeichnung der die Projektseite vetretenden Personen angenommen wird.

Am 26. 01. 96 findet nach Vereinbarung ein Treffen zwischen dem
Pressesprecher von KUNSTLABOR, F.E. Rakuschan, und der Pressebetreuerin des
MAK im Pressebüro statt, wo gemeinsam der Text und das Setup der
Presseinformation erstellt wird. Der Pressetext ist übertitelt mit:
»STRUKTURORIENTIERTE KUNST - Technodiskurs im Feld der Ideologieproduktion.«
(!) Noch bei der Verabschiedung wird dem Pressesprecher der Gruppe
versichert, daß alles wie vereinbart ablaufen wird.

Erst am Freitag, den 02. 02., also zu einem Zeitpunkt, an dem laut Vertrag
normalerweise schon die Aussendung erfolgen soll, wird Max Kossatz mit der
Nachricht konfrontiert, daß die Projektseite in den bereits vereinbarten
Pressetext und in das Setup eingreifen will.

Am 05., 06. und 08. 02. erhält die Projektseite per FAX (zuletzt auch per
e-mail) Stellungnahmen von KUNSTLABOR, in denen mit aller Deutlichkeit auf
den versuchten Vertragsbruch durch die Projektseite hingewiesen wird.

Mit dem Versuch unsere schriftlichen Stellungnahmen zu ignorieren und uns
eine Zusage zu der veränderten Fassung unter akuter werdendem Zeitdruck
abzuzwingen, wird uns schließlich am 08. 02. abends ein  - wortwörtlich -
»salomonisches Urteil« übermittelt, das vorsieht, den Pressetermin überhaupt
fallen zu lassen, bzw. die vereinbarte Presseinformation ohne MAK-Briefkopf
auszusenden: Ein klarer Fall von Vertragsbruch.

In ihrem unüberbietbaren präpotenten Verhalten ist die Projektseite mithin
nicht nur nicht mehr in der Lage, die Folgen ihres Vertragsbruchs
abzuschätzen, sondern erfrechen sich allen Ernstes auch noch zu der Annahme,
daß sich KUNSTLABOR unter diesen Bedingungen entblöden wird, als >unbequemer
Gast< in und mit diesem Haus weiter zu arbeiten.

Am Freritag, den 09. 02, zu einem Zeitpunkt also, an dem die vertraglich
vereinbarte Abwicklung der Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf den
geplanten Austragungstermin 22. 02. nicht mehr möglich ist, und keine
weitere Stellungnahme von der Projektseite vorliegt, steht für KUNSTLABOR
fest, daß die Präsentation geplatzt ist.

Am Montag, den 12. 02., wird von KUNSTLABOR - gleichsam zum letztmöglichen
Termin - eine eigens gestaltete Anzeigenschaltung in Printmedien in Auftrag
gegeben. Wortlaut: »mehr apparate knacken, ein MAKNoever von KUNSTLABOR« mit
der Orts- und Zeitangabe der Gegenveranstaltung. (s.o.).

Am Mi., den 14. 02., wird von KUNSTLABOR via Rund-mailing die vorliegende
Sachverhaltsdarstellung an diverse Pressestellen gesendet.

Am Don., den 15. 02., geht an die Adresse der künstl. Leiterin der
Ausstellungsreihe, Frau Birgit Flos, ein eingeschriebener Brief, der eine
offizielle Stellungnahme von KUNSTLABOR enthält.

Das am Freitag, den 02. 02., auf das Konto von KUNSTLABOR überwiesene
Honorar von AS 30.000,- (!) müssen wir für bereits geleistete Vorarbeiten
behalten. Die künstlerische Leiterin der Ausstellungsreihe erhält von uns
demnächst eine detaillierte Abrechnung.

Fazit: Ganz entgegen dem salbungsvollen Gelabber, wie es vom Podium bei der
ersten Pressekonferenz zu dieser Reihe im Oktober 95 zu hören war, zeigt die
Projektseite überhaupt kein Interesse an ihren selbst formulierten Vorgaben,
wie bspw.: »Es soll eine Diskussionsgrundlage geschaffen werden...« oder
»...Kunst bedarf intensiver Zuwendung und kognitiver Kompetenz« (sic!) usw.
(nachzulesen in der Pressemappe). Eher wird beim Fortgang der Reihe >medien,
apparate, kunst< immer deutlicher, daß es sich dabei um einen hatscherten
PR-Schmäh für das etwas angeschlagene MAK handelt - fett m, fett a, fett k.
Die Vorgänge rund um den Vetragsbruch durch die Projektseite sind nur ein
neuerlicher Beweis, daß eine despotisch geführte Institution wie das MAK für
forcierte Kunstpraktiken wenig Freiraum zu bieten hat (wir erinnern an die
Konflikte um die Ausstellung >Inszenierte Kunstgeschichte< von Peter Weibel
im MAK um die Jahreswende 1988/89 usw.).
Die gängige Annahme, daß nur rubbeln - nämlich auf den Knien - zum Ziel
führt, haben wir eindeutig widerlegt. Wenn nötig hardwaremäßig mit dem
Lötkolben auf der Tastatur.

KUNSTLABOR
(Max Kossatz, Oskar Obereder, F.E. Rakuschan, Franz Xaver)

Abschließend der vollständige Vertragstext: (Der im Text angeführte Termin
1. Febr. wurde in der Folge auf Wunsch der Projektseite auf den 22. 02.
geändert.)

Zur Präsentation des Kunst-Projekts >Die Elektronische Galerie< und der
Montage einer Sichtstelle (LCD-Panel) im Haus des MAK wurde zwischen der

Projektseite (Frau Birgit Flos, künstl. Leiterin des Ausstellungsreihe
>medien, apparate, kunst< und Frau Verena Formanek, Kuratorin der
MAK-Galerie) und der

Gruppe KUNSTLABOR (Max Kossatz, Oskar Obereder, F.E.Rakuschan, Franz Xaver)
folgende Vereinbarungen getroffen:


1) KUNSTLABOR akzeptiert den von der Projektseite vorgeschlagenen Termin 1.
Februar 1996 zur Präsentation ihres Projekts >Die Elektronische Galerie<.

2) KUNSTLABOR akzeptiert die Entscheidung der Projektseite, das
Kunst-Projekt >Die Elektronische Galerie< nicht in die Dokumentation der
Ausstellungsreihe >medien, apparate, kunst< aufzunehmen.

3) Die Projektseite akzeptiert, daß der Text der Presseinformation (zwei
A4-Seiten) und der der Einladungskarte (S/W, eine Schmuckfarbe) von
KUNSTLABOR selbst verfaßt bzw. gestaltet wird.

4) Die Projektseite, bzw. die Pressestelle des MAK, übernimmt sowohl die
Vervielfältigung des Pressetextes und den Druck der Einladungskarten, als
auch den Versand beider zu eigenen Kosten.

5) Die Projektseite stellt KUNSTLABOR am 1. Februar 1996 kostenlos den
MAK-Medienraum zur Verfügung:

a) für die Pressekonferenz um 10.30 Uhr
b) für einen Info-Abend um 18.00 Uhr


Die UnterzeichnerInnen bestätigen obige Vereinbarungspunkte mit ihrer
Unterschrift:

Wien, 14.11.95
Die Projektseite:                       KUNSTLABOR: